Zufriedene Glückseligkeit – das war das vorherrschende Gefühl, das sich bei den beiden Frühjahrskonzerten der Stadtkapelle Schongau in den Gesichtern spiegelte.
Schongau – Knapp 700 Musikliebhaber strömten an den beiden Osterfeiertagen in die Lechsporthalle: Voller Vorfreude, mit bester Laune, aber auch gespannt. Was sie nach drei Jahren Frühjahrskonzert-Pause wohl erwarten würde. Welches Programm hatte sich Dirigent Andreas Immler erdacht, dessen Premiere es in der Turnhalle war? Hatte die Stadtkapelle aufgrund der verordneten Proben-Pausen musikalisch eingebüßt? Drei Takte des Anfangsstücks, ein Blick ins Programmheft und es war klar: Das wird ein wunderbarer Abend auf hohem Niveau, wie man ihn von der Stadtkapelle Schongau gewohnt ist.
Der grandiose Klangkörper aus über 50 Musikern nahm die Besucher mit auf eine Reise, die zum Träumen, Staunen, Genießen und Mitwippen einlud. Gleich zu Beginn schwebte man kaiserlich mit Johann Strauss´ „Jubelfest Marsch“ zur Hochzeit von Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn, um gleich darauf durch den nächtlichen Palast „Alcazar“ (Ouvertüre von Kees Vlak) in Sevilla zu spazieren und andalusisches Lebensgefühl zu atmen. Zurück in Österreich tanzte man förmlich durch das „Wiener Praterleben“, ein zum Niederknien schöner Walzer von Siegfried Translateur, und legte in Gedanken eine flotte Sohle aufs Parkett beim „Slowakischen Tanz Nr. 1“ von Václav Vackar.
Stadtkapelle hat keine Nachwuchssorgen
Dass es um den Nachwuchs der Stadtkapelle mehr als gut bestellt ist, und dass dieser die große Bühne nicht scheut, bewiesen Anton Riedenauer am Tenorhorn und Matthias Graf am Flügelhorn, die solo die „Zwei Schürzenjäger“ von Franz Walz zum Besten gaben. Ein wirklich souveräner Auftritt der beiden Jung-Musiker, bevor es mit Galopp durch den Wilden Westen von „Oregon“ (von Jacob de Haan) in die Pause ging.
Die zweite Hälfte des Frühjahrskonzerts, die die Jugendkapelle der Musikschule Pfaffenwinkel mit vier netten Stücken einleitete, stand dann ganz im Zeichen der Musical- und Filmmusik. Wunderbare Medleys aus Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“, John Williams „1941 – Wo bitte geht´s nach Hollywood“ und Ennio Morricones Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“ ließen einen wohlig träumend im Filmtheater-Sessel versinken. Mit einer kurzen Tanzbein-Animations-Unterbrechung durch die „Brinpolka“ von Karel Hulak. Dass man die Stücke richtig verstand, und sich dadurch besser einfühlen konnte, dafür sorgte Flötistin Kathrin Beckstein, die in gewohnt charmanter Weise durch den Abend führte.
Gänsehaut-Momente, Glücksgefühle, musikalische Seligkeit: Die Besucher konnten nicht genug davon bekommen und wollten die Musiker der Stadtkapelle deshalb auch nicht gehen lassen. Nach gutem altem Brauch waren die drei Zugaben wieder traditionell, zwei Polkas und ein Marsch, wunderbar beendet durch die Melodie von „Guten Abend, gut´ Nacht“. Und dem eindeutigen Beweis, dass bei der Stadtkapelle die Lichter während der langen Pause nicht ausgegangen sind. Das lobte auch Max Kriesmair vom Musikbund von Ober- und Niederbayern: „Ich muss euch ein ganz großes Lob aussprechen, denn ihr Schongauer wart unwahrscheinlich aktiv während der letzten zwei Jahre, und man hat bei euch das Gefühl, als wäre keine Pause gewesen.“ Und genau so hörte und fühlte es sich gute zwei Stunde lang an.